Offener Brief zur A45 und allgemeinen Verkehrslage

Sehr geehrte Empfänger,
vorweg möchten wir klarstellen, dass es uns mit diesem Schreiben nicht um Schuldzuweisungen und undefinierte Forderungen geht, sondern wir konkrete Lösungsvorschläge und Ideen zur Situation unverwässert weitergeben möchten.

Ob unsere Ansätze so rechtlichen Vorschriften und Regelungen entsprechen, bliebe zu überprüfen, allerdings sollte man unseres Erachtens in diesem für die Region Südwestfalen tatsächlichen Katastrophenfall pragmatische Lösungen zumindest andenken.
 

Die bekannte Ausgangssituation:

Die Sperrung der Rahmedetalbrücke auf der A45 stellt für die Region Südwestfalen ein noch nie dagewesenes Problem dar.
 

Die anliegenden Gemeinden leiden täglich unter einem Verkehrsinfarkt im wahrsten Sinne des Wortes, der ein so in Deutschland bisher unbekanntes Ausmaß erreicht hat. Pendler, Güterverkehr, Einkaufs- und Behördengänger und auch Rettungsdienste sind nicht mehr in der Lage, Ziele in der PLZ-Region 58 und 57 ohne erheblichen Mehraufwand an Zeit und Energie zu erreichen.

Unsere Region verfügt nicht über ein enges Schienennetz, über keine S-Bahnen oder U-Bahnen und auch nicht über naheliegende Umfahrungsmöglichkeiten durch weitere leistungsfähige Verkehrsadern. Die Region Lüdenscheid ist kein Ballungsraum, sondern entspricht einer Region, wo Straßen und Schienenwege der Topographie folgen müssen. Spätestens seit der Starkregen- und Borkenkäfersaison sollte es auch in der Landes- und Bundespolitik bekannt sein, dass die Steilhänge und Täler der Region einen alpenraumähnlichen Charakter haben.

Die A45 ist quasi die Aorta, die das nördliche Ruhrgebiet mit dem Süden verbindet und somit für die Stärke der drittgrößten Wirtschaftsregion in Deutschland verantwortlich ist.
Mangels alternativer Routen kann die gesperrte Brücke nicht durch einen kleinen Umweg umfahren werden, sondern die Last der Sperrung mit bis zu 60.000 Fahrzeugen pro Tag trägt nun die stellenweise ebenso marode Infrastruktur der anliegenden Kommunen, insbesondere in Lüdenscheid, Nachrodt und Schalksmühle.

 
Alle Umfahrungen, die erst ab Lüdenscheid genutzt werden, müssen zwingend durch Stadtgebiet, Wohnbereiche und Strecken geleitet werden, die nicht in der Lage sind, das Volumen an Verkehr aufzunehmen.

 
Schon jetzt sind die Auswirkungen der Situation umgehend zu spüren:

·      Pendler und somit Fachkräfte verlassen die Unternehmen und suchen sich neue Arbeitsplätze

·      Speditionen kämpfen um ihre Existenz

·      Straßen und Brücken altern in Zeitraffer

·      Bisher günstiger Wohnraum an den Hauptstrecken wird in den nächsten Jahren nicht mehr adäquat nutzbar sein

·      In den Städten, wie z.B. Lüdenscheid stirbt der Einzelhandel, da jede Fahrt in die Innenstadt gut überlegt sein will

 
Generelles Ziel sollte neben dem schleunigsten Neubau der Altbrücke, somit die Vermeidung des Durchgangsverkehrs und Transitverkehrs in der Region sein. Problematisch ist hierbei, dass die Umfahrung unseres Erachtens sehr weiträumig und flächendeckend angekündigt werden muss.

 
Daher unsere Vorschläge zur Information des Fernverkehrs:

1. Großräumige Umfahrungshinweise

Alle Rastbetriebe und Parkplätze der Autobahnen sollte auch schon in den angrenzenden Bundesländern durch Plakate an den Eingangstüren, Sanitäranlagen und Tankbetrieben darauf hinweisen, dass diese Sperrung vorliegt. Das Plakat sollte mehrsprachig sein und direkte Umleitungshinweise anbieten. Durch einen QR-Code könnten direkt alternative Routen in diversen Muttersprachen angeboten werden.
Die Kosten für Gestaltung, Druck und Verteilung von je ca. 5000 Plakaten in A1, A2, A3 und A4 würde deutlich weniger als 20.000 EUR betragen und könnte den Verkehr (insbesondere Transitverkehr) in der direkten Nähe der Brückensperrung spürbar reduzieren.
Darüber hinaus sollte dies ebenfalls als Schild im Format ca. A2 auf den Parkplätzen in Nähe der Sanitärhäuser und Müllsammler montiert werden. Diese Beschilderung sollte nicht nur auf der A45 erfolgen, sondern auch auf allen anderen Autobahnen der umliegenden Bundesländer.
Auch die muttersprachlichen Hinweise auf der Homepage der Autobahn GmbH, die über den QR-Code erreichbar sind, sind mit sehr geringen Kosten verbunden. Ein grober Vorschlag von uns mit Visualisierung liegt von und kann bei Interesse zur Verfügung gestellt werden.
 

2. Vorschlag zur Entlastung der Berufspendler

Es sollten gezielt Zufahrten und Wirtschaftswege der Rast- und Parkplätze für PKWs freigegeben werden.
Beispiel: Wenn es den PKWs ermöglicht werden würde, die Raststätte Sauerland Ost als Abfahrt zu nutzen, so wäre es den Pendlern und Anwohnern aus dem südlichen Bereich von Lüdenscheid möglich, signifikant schneller ihre Arbeitsplätze zu erreichen. Insbesondere Pendler für die Bereiche Werdohl, Altena und Brüninghausen (starke Stahl-Standorte) wären direkt erreichbar, ohne die überlasteten Hauptstrecken nutzen zu müssen. Arbeitskräfte könnten damit eher motiviert werden, den Arbeitsplatz in der Region als Pendler zu halten.

3. Weitergehende Unterstützung der lokalen Polizei durch Landeskräfte

Ja, es ist löblich, polizeiliche Landeskräfte zu nutzen, um Anliegerstraßen zu kontrollieren.
Zu Spitzenzeiten (z.B. Freitag mittags) wäre es unseres Erachtens aber eher notwendig, die Kreuzungen der Hauptverkehrsachsen aktiv zu regeln. Ortsfremde Fahrzeuge und LKWs fahren in bereits gesättigte Straßen, Kreuzungen und Baustellenbereiche ein und sorgen somit für das totale Chaos. Intelligente Navigationssysteme erkennen die vollen Bereiche, es wird auf Seitenstraßen ausgewichen, die dadurch wiederum überlastet werden, und auch diese Seitenstraßen münden letztendlich auf die Hauptstrecken.
Der Effekt ist mittlerweile jeden Freitag ab ca. 13 Uhr in der Region Lüdenscheid und den umliegenden Gemeinden zu sehen.

4. Koordinierung von Bau- und Unterhaltungsarbeiten

Sämtliche Eingriffe in den Verkehrsfluss müssen an den Wochenenden und/oder nachts stattfinden. Am vergangenen Freitag, 04.02.22, zur Hauptverkehrszeit sorgten einfache Baumfällarbeiten durch Straßen NRW an einer schon stark belasteten Hauptstrecke für den totalen Verkehrsinfarkt auf allen Strecken.
Solche Arbeiten sollten in Zukunft nur außerhalb der Haupt-Verkehrszeiten durchgeführt werden. Auch der Einsatz einer Kehrmaschine während der Hauptverkehrszeit (09.02.22 um 07:00 Uhr) auf der Hauptverkehrsstraße Heedfelder Straße stellte ein vermeidbares Hindernis dar.

5. Deutliche Beschilderungen von Tempolimits auf Nebenstrecken

Die L692 und K24 sind im gesamten Verlauf sehr gern genutzten Umgehungsstrecken auch für ortsunkundige Fahrer. Durch mangelnde Hinweise auf geltende Tempolimits oder „100 km/h“ Schilder, werden diese Strecken dann fast von allen Ortsfremden mit nur ca. 60-70 km/h befahren, was täglich zu waghalsigen Überholmanövern führt. Ja, es ist korrekt, dass auf der Strecke außerhalb der notwendigen Beschilderung automatisch 100 km/h gilt und dies dem Autofahrer bekannt sein sollte. Trotzdem dürften einige Schilder mit eindeutigem Hinweis auch hier eher der Verkehrssicherung dienen.

6. Behelfsbrücke in Nachrodt

Zu prüfen wäre überdies, ob nicht im Hinblick auf die durch die Sperrung der A 45 stark angestiegene Verkehrsbelastung die Lennebrücke in Nachrodt, die ja aus statischen Gründen nur einspurig befahren werden darf, durch eine -ebenfalls einspurige- Behelfsbrücke im Bereich des Geländes der abgerissenen Gaststätte Rastatt ergänzt wird, sodaß die Fahrt in Richtung Altena über die alte Brücke und der Gegenverkehr nach Letmathe ohne Ampelregelung über die Behelfsbrücke auf die Dümplerleie und zurück auf die B 236 fliessen könnte. Sicher kostet das Geld, aber dabei sollte man unseres Erachtens nicht aus dem Auge verlieren, dass die statische Bedenklichkeit der Lennebrücke seit Jahrzehnten feststeht und die Planung des Ersatzbaus bereits vor fast 20 Jahren fertig war, aber der Bau von straßen.NRW nie angegangen wurde.